Wenn ein Hund in der Normandie seine letzte Reise antreten muss....🌈

Seinen geliebten 4-beinigen Freund gehen zu lassen, ist wohl für jeden Tierbesitzer mit das Schlimmste und Schwerste was er in seinem Leben durchmachen muss. Was ist nun, wenn die Zeit des Abschiedes während des Urlaubes kommt? Wenn man nicht zum gewohnten Tierarzt gehen kann? Läuft das im Ausland überhaupt gleich ab wie zu Hause?

 

Mit diesen Fragen hatte ich mich auch schon ein wenig beschäftigt. Kann doch auch bei einem jüngeren Hund etwas unerwartetes passieren. Habe sie aber immer wieder von mir weggeschoben. Das wird uns schon nicht passieren......

 

Leider wurden meine Fragen im April 2017 beantwortet.....

 

Meine Seelenhündin Bayka war bereits 13 ½ Jahre alt, die Hinterbeine schwächelten und mit der Urinkontrolle klappte es nicht mehr immer. Wahrscheinlich war sie auch ein bisschen Dement. 

Bayka liebte die Normandie und vor allem den Strand über alles. Bei jedem Urlaub lebte sie förmlich auf und wirkte wieder vitaler und jünger. Ich liebte ihr Lachen, wenn sie am Strand „herum rannte“.

Aus diesen Gründen sind wir auch Anfang April 2017 in unseren geplanten, 4 wöchigen Aufenthalt in die Normandie gefahren.  Ich wusste, es würde kein lockerer Urlaub werden, da sie bereits besondere Bedürfnisse hatte. Aber ich wusste auch, sie würde es geniessen können.

 

Und so war es auch. Sie war fröhlich, wälzte sich im Sand, wollte immer dabei sein. Ich habe mit ihr nur noch kurze Strecken am Strand gemacht. Wie es ihr Tempo und ihre Kraft zuliessen. Die anderen 2 sind dann mit meinem Partner gelaufen. 

Immer wieder haben wir uns einfach in den Sand gesetzt und die Zweisamkeit genossen. Die Sonne schien, ein laues Lüftchen blies um ihre Ohren und das Meeresrauschen im Hintergrund war das i-Tüpfelchen.

Genau 2 Wochen konnten wir so gemeinsam geniessen. Dann kam der schwerste Tag in meinem Leben. Bayka ging es gar nicht mehr gut. Sie hatte wohl einen Schlaganfall. Sofort riefen wir bei Ihrer Züchterin an, die uns immer in allen medizinischen Fragen unterstütz. Sie gab uns ein paar Infos und Tipps, was wir versuchen könnten um sie zu stabilisieren. Leider hat nichts geholfen.

Es war Ostermontag, also hatten alle Tierärzte in der Umgebung geschlossen. Aber wie bei uns in der Schweiz, kann man anrufen und auf dem Anrufbeantworter wird einem der notdiensthabende Tierarzt genannt. Ich habe diesen sofort angerufen, es war ein Tierarzt in La Haye-du-Puits, ca. 20 Min. Fahrt von unserem Haus. Er meinte er würde sofort in die Praxis fahren und wir sollen kommen. 

Er war bereits vor Ort, als wir eintrafen. Wir trugen Bayka in den Behandlungsraum. Sie reagierte kaum noch auf uns. Ich habe es in ihren Augen gesehen, sie wollte gehen.

Der Tierarzt untersuchte sie kurz und sagte sofort, dass man ihr nicht mehr helfen könne. Einzig sie zu erlösen, das wäre für sie eine Hilfe.

Ich musste nicht lange überlegen. Ich hatte mir immer vorgenommen, keines meiner Tiere soll leiden müssen. Deshalb willigte ich sofort ein.

Der Tierarzt zog sich zurück, um uns ein paar Minuten alleine mit Bayka zu geben. Wir konnten uns verabschieden. Ich versuchte für sie stark zu sein, was mir natürlich nur bedingt gelungen ist. 😢

Nachdem Bayka eingeschlafen ist, liess uns der Tierarzt nochmals eine Weile mit ihr alleine. Ich bin sehr dankbar, hat er uns diese Zeit mit ihr noch gegeben. Er war sowieso sehr zurückhaltend und verständnisvoll. 

 

Für mich war klar, dass ich Bayka einäschern wollte, wie auch schon meine Tiere davor. Die Asche sollte mich dann nach Hause begleiten.

Der Tierarzt erklärte mir genau, wie das hier abläuft. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, mir das auf Französisch/Englisch verständlich zu machen. Mein Französisch ist nicht perfekt, und in dieser Situation schon mal gar nicht. 

In der Schweiz habe ich unsere Tiere immer selber ins Krematorium gefahren. Hier ist das wohl nicht üblich, dass dies der Besitzer macht. Es kommt extra ein Fahrer zum Tierarzt und holt das Tier ab. Da das Krematorium eine längere Fahrt von uns entfernt war, willigte ich ein dies auch so zu machen. Ich hatte zu Hause vor einiger Zeit eine extra Urne für Bayka anfertigen lassen. Daher wählte ich nur die ganz normale Urne aus, um sie nach Hause zu transportieren. Und ich wählte die Einzelkremierung, was mir immer ganz wichtig ist. Die Urne würde dann zum Tierarzt geliefert und ich könnte sie dort abholen.

Leider reicht das zeitlich nicht mehr, bevor wir wieder nach Hause fahren mussten. Wir standen in Kontakt mit der Tierarztpraxis sowie dem Krematorium. Aber die Urne würde erst nach unserer Abreise beim Tierarzt eintreffen. Es war für mich unglaublich schwer, ohne Bayka nach Hause zu fahren. Zum Glück hat eine ganz liebe Person für uns die Urne abgeholt und sie sofort zu mir in die Schweiz geschickt. Ich hatte eine solche Angst, dass der Urne unterwegs etwas passieren würde. Wir wissen ja, dass die Post nicht gerade zimperlich mit den Paketen umgeht. Als das Paket dann bei mir angekommen ist, war ich unglaublich erleichtert. 

Wie liebevoll das Krematorium die Urne verpackt hatte, hat mich sehr gerührt. Obwohl ich die ganz normale, billigste Urne ausgewählt hatte, fand ich sie sehr ansprechend. (Auf dem Bild ist Baykas richtige Urne, welche ich davor für sie habe bemalen lassen.) Dann war noch ein Briefchen mit Samen dabei. Diese soll man pflanzen. Die wachsenden Blumen sind dann eine Erinnerung an das geliebte Tier. Diese Idee finde ich sehr schön und berührend. 

Bei unseren nächsten Normandie Aufenthalt haben wir ein bisschen von Baykas Asche mitgenommen und an ihrem Lieblingsplatz am Strand verstreut. Wir besuchen sie jedes Mal wenn wir hier sind.

 

Mit dieser sehr persönlichen Geschichte möchte ich ein wenig die Angst nehmen, den Hund in einem anderen Land gehen lassen zu müssen. Es ist immer brutal schwer, egal wo man ist. Und klar geht man lieber zum Tierarzt seines Vertrauens, der auch die gleiche Sprache spricht. Aber ich durfte erleben, dass auch hier die Tierärzte sehr pietätvoll mit einem umgehen und sich grosse Mühe geben. Auch die Abläufe mit den Krematorien sind unseren sehr ähnlich. Davor braucht man keine Angst zu haben! 

Und wenn man dafür noch ein paar unvergessliche Tage zusammen verbringen kann, würde ich immer wieder auch mit einem alten Hund in den Urlaub fahren. (natürlich muss dies seine Gesundheit zu lassen)

Einige Freunde haben mir gesagt, dass Bayka sich sicher bewusst die Normandie ausgesucht hat um zu gehen. Einerseits weil sie hier an einem der schönsten Orte von dieser Welt gehen konnte, und Andererseits weil sie wusste, dass ich hier vom Meer Kraft schöpfen konnte, für meine schwerste Zeit im Leben. Ein wundervoller Gedanke ❤️.